Die Hutmacherin kennt alle Farben des Flusses.
Sie sieht ihn täglich. Ihr Fahrrad ist Zaungast in der Welt der Wasservögel. Der Frühdunst ihr Morgenkaffee. Das fahlgrüne Band ihr Zuhause. Der Nebelbank folgend, im lauen Sand zur Flußmitte, dort ein Tisch. Konferenz mit Stockente und Graureiher, ihren Geschichten lauschend.
Die Fische befassten sich mit ihren eigenen Wissenschaften. Worüber da oben wohl geredet würde; früher, in einem anderen Leben, die meisten wußten nichts mehr davon, hatte sie um diese Zeit gesessen, blauer Dunst, schweigend inhaliert, ein Pott Kaffee. Vielleicht hatte sie geliebt, wer weiß das schon, ein aufregendes Leben besessen oder zu günstig verkauft, für ein wenig Hoffnung, wie so viele; saß im Graublau der verlebten Bürosessel, unerkannt. Andere Zeit.
Vielleicht, damals, war er ihr für einen Moment begegnet. Doch die Sehnsüchte sprechen viele Sprachen, und keine davon steht im Wörterbuch.
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Hutmacherin zu Besuch von Ina Steg.